Demokratie (er-) leben (1): Schüler*innen laden Politiker*innen zu Diskussion und Austausch über Europa ein (Pressemitteilung)
Im Vorfeld der Europa- und Kommunalwahlen im Juni haben Berufsschüler*innen der Kaufmännischen Schule Lörrach zwei Diskussionsrunden für sich, aber auch Mitschüler*innen anderer Bildungsgänge der KSLö organisiert und durchgeführt.
So haben auszubildende Verwaltungsfachangestellte von Gemeinden am Hochrhein und Landratsamt Waldshut aus der Klasse W2OV2T zum Austausch über europapolitische Themen eingeladen. Mike Snyder (Ausbildungsbetrieb: Stadtverwaltung Waldshut-Tiengen) führte professionell durch die Veranstaltung. Unterstützung erhielt er bei seiner Moderation durch Rebecca Brese (Ausbildungsbetrieb: Gemeindeverwaltung Grenzach-Wyhlen) und Sükrü Sezer (Ausbildungsbetrieb: Landratsamt Waldshut).
Foto: Blick auf das Podium (von links): Mike Snyder (Schüler, Moderation), Alexander Kauz (Die Linke), Artur Eichin (Bündnis 90/Die Grünen), Jutta Frasch (FDP), Alexandra Sauter (CDU), Marco Näger (AfD), Rebecca Brese (Schülerin, Moderation). Es fehlt Kevin Baumgartner (SPD).
In einer ersten Fragerunde wollte Juliana Winkler (Klasse W2SPS, Berufsschule, angehende Kauffrau für Spedition und Logistikdienstleistung) wissen, welche europapolitischen Konzepte die anwesenden Politiker*innen haben, um die Migration nach Europa zu steuern. Jutta Frasch (FDP) betonte, dass die bestehenden Migrationsregeln konsequent in allen Ländern der Europäischen Union angewendet werden müssen. Das entscheidende Stichwort sei „geregelte Zuwanderung“. Dem schloss sich Alexandra Sauter (CDU) an, indem sie betonte, Migration sei erforderlich, um dem Fachkräftemangel wirksam begegnen zu können. Kommunal müsse aber u. A. dringend der Wohnungsmangel angegangen werden. Marco Näger (AfD) betonte, dass darauf zu achten sei, weswegen die Menschen nach Europa zuwanderten. Es mache einen Unterschied, ob es um Fachkräftezuwanderung oder um Asylsuchende gehe, während Alexander Kauz (Die Linke) deutlich wurde: „Der EU-Asyl-Kompromiss ist unmenschlich.“ Artur Eichin (Bündnis 90/Die Grünen) betonte, dass illegale Migration geregelt werden müsse und gleichzeitig Menschenrechte gewahrt werden müssten.
In einer zweiten Fragerunde wollte Ensar Imeri (Klasse WG1/E, Wirtschaftsgymnasium, 1. Jahrgangsstufe) wissen, wie die anwesenden Politiker*innen den in Europa zu beobachtenden Rechtsruck einschätzen. Während Marco Näger von der AfD fragte: „Welcher Rechtsruck?“ und Alexander Kauz (Die Linke) die AfD als radikale völkische Partei bezeichnete, warben Jutta Frasch (FDP), Alexandra Sauter (CDU) und Artur Eichin (Bündnis 90/Die Grünen) für die mit der Europäischen Union verbundenen Vorteile wie Reise- und Gewerbefreiheit als Gegenentwurf zum sog. „Dexit“. Sorge bereitet allen dreien, dass sowohl links- als auch rechtsextreme Parteien eine Nähe zum Putin-Regime aufweisen. Nur eine geeinte Europäische Union könne die Freiheitswerte dauerhaft sichern.
In der dritten Fragerunde erfragte Hamza Deniz (Klasse WG1/A, Wirtschaftsgymnasium, 1. Jahrgangsstufe), wie sicher für seine Generation die Rente sei und wie Altersarmut vorgebeugt werden könne. Die Antworten der Politiker*innen fielen breit gefächert aus. So meinte Marco Näger (AfD): „Deutschland zuerst, bevor Entwicklungshilfe ausgezahlt wird.“ Kevin Baumgartner (SPD) blieb sachlich und verwies auf die neu eingeführte teilweise Kapitaldeckung bei der gesetzlichen Rente, während Artur Eichin (Bündnis 90/Die Grünen) die Notwendigkeit von Migration und Eigenvorsorge betonte.
In der letzten und vierten Runde stellte Lara Isele (Klasse W2OV2T, Berufsschule, angehende Verwaltungsfachangestellte) die Frage, welche Position die anwesenden Politiker*innen zum beschlossenen Verbrennungsmotor-Aus für das Auto im Jahre 2035 haben. Alexander Kauz (Die Linke) verwies darauf, dass man grundsätzlich das Mobilitätsverhalten hinterfragen müsse, um das mit dem Verkehr verbundene CO2-Problem zu lösen. „Die Wirtschaft hat im Punkt Elektromobilität versagt.“ Ganz so kritisch äußerte sich Kevin Baumgartner (SPD) nicht. Er verwies aber darauf, dass es für die heimische Wirtschaft zu wenig Zeit für die Entwicklung der E-Mobilität gebe. Man müsse auf alternative Mobilitäten setzen. Artur Eichin (Bündnis 90/Die Grünen) fügte an: „Die Verbrennerproblematik erledigt sich von allein.“ Jutta Frasch (FDP) setzt auf „Markt statt Regulierung“, um der CO2-Problematik zu begegnen. Emissionszertifikate und technischer Fortschritt seien die richtige Antwort. Alexandra Sauter (CDU), die selbst ein E-Auto fährt, setzt auf Technologieoffenheit und betont die Bedeutung des Autos im ländlichen Raum.
Nach Abschluss dieser vier Runden bot sich für die anwesenden Schüler*innen ausreichend Gesprächsstoff, um weiter zu diskutieren. Mike Snyder, Rebecca Brese und Sükrü Sezer sagten den Politiker*innen für ihre teilweise weite Anreise und ihre Beiträge ein herzliches „Danke!“.
Foto: Blick auf das Podium (von links): Alexander Kauz (Die Linke), Artur Eichin (Bündnis 90/Die Grünen), Jutta Frasch (FDP), Alexandra Sauter (CDU), Marco Näger (AfD). Es fehlt Kevin Baumgartner (SPD).
Die Bildrechte liegen bei der Kaufmännischen Schule Lörrach. Fotografin: Madita Huber (Klasse W2OV2T im Schuljahr 2023/2024).
Es erfolgte eine Veröffentlichung in der Badischen Zeitung am 25. April 2024 (Printausgabe und online: https://www.badische-zeitung.de/schueler-der-kaufmaennischen-schule-loerrach-fuehlen-politikern-auf-den-zahn).